Wir haben über lange Strecken mitgehalten und dann doch verdient und deutlich verloren.
Einerseits sah ich wieder ein YB, das nicht unschlagbar ist und mich nicht wirklich überzeugt. Da werden viele Bälle auf gut Glück nach vorne oder von der Seite in die Mitte geschlagen. Und wenn Schiedsrichter nicht vor Ehrfurcht vor YB erstarren, dann wird das konsequente auf den Mann Spielen bei gegnerischem Ballbesitz nicht durchgelassen. Aber was YB sehr gut und viel besser macht als wir: Jeder, wirklich jeder bemüht sich, den Ball sofort weiter zu spielen, viele rennen sofort nach vorne in Stellung, viele setzen sofort nach, wenn einer einen langen Pass oder einen Schuss loslässt, deshalb gewinnen sie auch die Abpraller. Da hat den YB-Spielern einer eingebläut, dass das Spiel immer nach vorne gehen muss, zum gegnerischen Tor, und zwar sofort, Dann finden auch die weitgehend blind oder einfach nicht gut geschlagenen Bälle einen eigenen Abnehmenr.
Unser Spiel ist gepflegter, hat mehr Varianten, bietet zum Teil sehr schöne Spielzüge (die von YB einfach konsequent mit Fouls unterbunden wurden). Aber es ist viel zu langsam. Bei uns wird offenbar jedem eingebläut, vorsichtig zu sein und schon vor dem Ballverlust wieder an die Defensive zu denken. Deshalb werden oft Spieler, die nach vorne preschen oder vorne etwas versuchen, alleingelassen, sie erhalten keine Hilfe, weil die andern den Ballverlust schon vorwegnehmen und abzusichern versuchen (mit zweifelhaftem Erfolg, sehr schön zu sehen beim zweiten Gegentor). Wir haben durchaus nicht die schwächeren Spieler, oft im Gegenteil - aber die Einstellung, die Taktik stimmt nicht. Sie ist auf die Vermeidung von Fehlern konzentriert, der Ballführende ist der arme Hund, weil zuwenig Mitspieler in Stellung laufen (oft nur einer oder keiner), der Fokus ist nicht auf das gegnerische Tor gerichtet.
Dazu kommt natürlich, verständlicherweise in dieser Saison, dass YB vor Selbstvertrauen strotzt und wir vor Zweifeln.
Unser Team ist fähig, in der Schweizer Liga alle zu schlagen ausser ein YB in Form. Aber international und gegen ein YB, das seine Form und sein Selbstvertrauen behalten kann, sind wir chancenlos. Wenn es darum geht, die eigenen Grenzen zu überwinden, gegeen Grössere die Entscheidung zu erzwingen, kann man das nicht mit Sicherheitsfussball.
Die Grundideen Kollers sind nicht auf der Höhe des aktuellen Fussballs. Dass ihm der Mut fehlt, zeigt sich in der Aufstellung und in den zögerlichen Auswechslungen, Ich befürchte, dass wir in internationalen Ausscheidungen mit ihm wenig Chancen haben werden. Das ist der entscheidende Unterschied zu Wicky.
Und beispielshaft ist das an Frei zu sehen. Offenbar ist er der Lieblingsspieler von Koller. Aber ich habe den Eindruck, dass wir mit ihm nicht weiterkommen, auf dem braven und leicht resignativen Stil sitzenbleiben, den er oft verkörpert.
Bin mit dir einverstanden, dass der FCB rein spielerisch nicht die schlechtere Mannschaft war. Aber athletisch ist YB meilenweit stärker als der FCB, der teilweise den Eindruck machte, als spielten C Junioren gegen Erwachsene. Dennoch, sollte der FCB nächste Saison gegen die anderen 8 Teams durchschnittlich so viele Punkte holen wie dieser Rückrunde, ist das mehr als erfüllt. Zu YB aufschliessen liegt nur dann drin, wenn den Bernern viele Spieler abgeworben werden, nicht nur drei oder vier.